Viel öffentliche Aufmerksamkeit fand seit dem vergangenen Jahr auch Dr. Jennifer Schulz mit ihrem Waldgarten-Projekt, das in Berlin seine Premiere haben soll. „Wir haben da die Chance, etwas ganz Neues zu entwickeln“, sagt die Umweltwissenschaftlerin von der Universität Potsdam auf der Grünen Woche. Der urbane Waldgarten wird auf 5000m2 in Britz angelegt, eingebettet in einen Kleingartenpark, der ebenfalls neu entsteht.
| | Am Stand des Landesverbandes konnten Besucher eine Musterfläche sehen und zunächst einmal staunen, denn nach Wald sah das nicht aus. Schulz musste klarstellen: So ein Garten wird nicht mit hohen Waldbäumen bepflanzt, sondern mit Obstbäumen. Aber er folgt dem Prinzip der Vegetation in Schichten, wie es im Wald zu finden ist - daher der Name. Bodennah wachsen Kräuter und Stauden, in der Mitte Sträucher und Kletterpflanzen, darüber unterschiedlich große Bäume. Diese Fläche wird einen positiven Effekt auf das Stadtklima haben, erklärte die Projektleiterin. „Je mehr Schichten von Vegetation vorhanden sind, desto mehr Wasser kann gespeichert werden und desto mehr kann auch verdunsten. Dadurch ergibt sich eine gewisse Kühlung.“ Auch der Schutz der Artenvielfalt sei ein wichtiges Anliegen, genauso wie die Umweltbildung und das Miteinander in der Stadt. Denn der urbane Waldgarten ist ein Mitmachprojekt: Angelegt und betrieben wird er von ehrenamtlichen Gärtnerinnen und Gärtnern aus ganz Berlin. „Es hat sich eine sehr schöne Gruppe gefunden, die auch noch offen ist für zusätzliche Mitstreiter“, erzählte Schulz. |
Insgesamt sollen 20 bis 40 Leute mitwirken, die einen Verein gründen werden. Partner seien der Bezirksverband Süden und der Landesverband, das Bezirksamt Neukölln, der Senat und das Freilandlabor Britz, gefördert wird das Projekt vom Bundesamt für Naturschutz mit Geldern des Bundesumweltministeriums.
Neben den Vereinsmitgliedern sollen auch die Anwohnerschaft und die städtische Umgebung einbezogen werden. Wie viel Offenheit möglich sei, werde man ausprobieren, sagte Schulz. „Das ist auch ein Experiment in der Stadt. Wir werden um den Waldgarten einen Zaun haben, der tagsüber offen und nachts geschlossen ist.“
Die Arbeiten auf dem Britzer Gelände, bisher eine Weide, sollen im Herbst starten, die eigentliche Gartenarbeit beginnt im Frühjahr 2021. Schulz kündigte an, dass das Projekt bundesweit ausgelegt ist - auch in Kassel und drei weiteren Städten, die noch nicht feststehen, werden Waldgärten entstehen. Berlin aber macht den Anfang mit diesem neuartigen Konzept, bei dem Stadterneuerung, Klimaanpassung, Biodiversität und Bürgerbeteiligung Hand in Hand gehen sollen.
Klaus Pranger
Quelle: Berliner Gartenfreund Nr. 3 Januar 2020
Verlag W. Wächter GmbH